G-Adventures Woche 3 - Von Cuzco nach La Paz

01.03.2016 02:07

 

 

18.01.2016 - Nachdem wir uns wieder von den Strapazen des Inkatrails erholt haben, packten wir unsere frisch gewaschenen Sachen und fuhren nach Puno am Titicacasee. Auch diesmal fuhren wir mit einer ersten Klasse - welcher Komfort. Wir kamen Abends dort an und konnten schon einen tollen Ausblick auf den See erhaschen. Wir aßen in der Inkabar Abendbrot und dann ging es auch schon ins Bett. Wir bekamen vorher noch ein kurzes Briefing über den nächsten Tag, denn es stand eine Übernachtung bei einer einheimischen Familie an. Großes Raunen ging durch unsere Gruppe, als Manuel erzählte, wir würden am nächsten Morgen mit Limousinen abgeholt werden (als Belohnung für den überstandenen Inkatrail) und zum Hafen gefahren werden.

19.01.2016 - Wir standen zeitig auf und aßen Frühstück mit Blick auf den Titicacasee. Gespannt wegen der bevorstehenden Limousinenfahrt trafen wir uns im Foyer und liefen zur nächsten Kreuzung. Dort warteten unsere "Limousinen", wir mussten alle lachen. Diese Überraschung war Manuel gut gelungen. Dort standen jede Menge Rikschas für uns bereit, um uns zum Hafen zu bringen. Das war doch hundert Mal besser als eine Limousine. Wir stiegen alle ein und unsere Fahrer strampelten Wettrennen. Es war eine lustige Fahrt und viel zu schnell war sie vorbei. Am Hafen wartete bereits ein Boot mit einem lokalen Guide auf uns. Das Boot sah von Innen aus wie ein Reisebus. Man konnte auch auf das Dach, aber das durften wir erst, als wir ausreichend weit von Puno entfernt waren und uns die Hafenwacht nicht mehr sehen konnte. Solange wir also aus dem Hafen herausfuhren bekamen wir ein paar Infos über den Titicacasee (welcher Ti-ti-cha-cha ausgesprochen wird, mit ch wie in "Dach" :)

Der See ist 178 km lang, bis zu 67 km breit, hat eine Oberfläche von ca. 8000 km² und ist an seiner tiefsten Stelle 280 m tief. Er hat sieben Zuflüsse aus den Anden, aber nur einen Abfluss. Der Titicacasee ist der höchste schiffbare See der Welt, er liegt auf einer Höhe von 3800 m. Ungefähr die Hälfte des Sees gehört zu Peru, die andere zu Bolivien. Der See dient als Trinkwasser- und Nahrungsquelle für die Einheimischen. Es sind zwar nur kleine Fische heimisch, aber die Regenbogenforelle ist ein durch den Menschen eingebrachter Eindringling und wird gerne geangelt und gegessen. Berühmt ist der See auch für den dort heimischen Titicaca-Riesenfrosch, welcher von dem französischen Forscher Jacques-Yves Cousteau entdeckt wurde, als er 1973 in einem U-Boot den See erforschte. 

Der See hat eine relativ konstante Wassertemperatur von 9° C und beeinflusst stark das lokale Klima. Während im Winter in der Region Temperaturen von -25 °C üblich sein können, fallen die Temperaturen am Titicaca-See nur auf -6 °C.

Als wir endlich ausreichend weit entfernt vom Hafen waren, kletterten wir auf das Dach des Bootes, um die Aussicht zu genießen. Es durften jedoch nur maximal zehn Personen hinauf. Einige blieben lieber unten im "Bus", denn es war ganz schön windig und kalt. Ich hielt es aber in der Kabine nicht aus, das schunkelte mir zu sehr und war mir zu stickig. Dick mit Sonnencreme eingepackt (die Strahlung ist hier aufgrund der Höhe und Reflexionen an der Wasseroberfläche besonders hoch) genossen wir die Aussicht und entdeckten die ersten schwimmenden Inseln. An einer solchen legten wir auch bald an.

Die schwimmenden Inseln sind künstliche Inseln, die aus dem im See wachsenden Schilf gebaut werden. Bewohnt werden sie von den Uros (dt. Urus). Das Wort ist Quechua und bedeutet "Schüchterne". Man vermutet, dass die Menschen aus dem Dschungel Boliviens in die Hochebenen kamen. Die Inkas wurden hier von den Aymara besiegt, ein hier ansässiges Volk. Aymara heißt auch die Sprache, die hier gesprochen wurde und zum Teil auch noch gesprochen wird. Das Volk der Uros hielt sich den Kämpfen fern und versteckte sich auf ihren schwimmenden Inseln im See. Die Aymara hielten sie für Inka, da sie aber sehr zurückgezogen lebten, wurden sie akzeptiert und in Ruhe gelassen.

Auf der Insel lebt eine Familie. Alles ist aus Schilf: Häuser, Boden, Boote, Bänke, Stühle. Nur der Fernseher nicht. Schilf ist hier die Lebensbasis, es wird sogar gegessen. Wir wurden mit einem Lied in der Sprache Aymara begrüßt. Die Menschen laufen barfuß und tragen bunte Kleidung. Uns wurde an einem kleinen Modell gezeigt, wie die schwimmenden Inseln erschaffen werden. Diese bestehen aus Schilfwurzeln, die in Blöcken vom Boden gelöst wurden und mit Pflöcken und Seilen zusammengebunden werden. Dann wartet man drei Monate, bis die Blöcke verwachsen sind. Jährlich wird dann frisches Schilf auf die Inseln verteilt, dadurch wird die Insel immer dicker. Sie darf aber nicht mit dem Boden verwachsen, da sie sonst bei steigendem Wasserstand überflutet wird. Die Bewohner kontrollieren dies jährlich durch Tauchgänge. Ungefähr alle 20 Jahre ziehen die Bewohner dann auf eine neu gebaute Insel, da die alte zu dick ist und bis zum Boden reicht. Die Inseln sind verankert, da sie sonst der Wind bis nach Bolivien wehen würde.

Wir besichtigten die Insel, die Häuser der Menschen und ihre Handarbeiten, die sie verkauften. Außerdem fuhren wir eine kleine Runde mit einem Schilfboot, ernteten Schilf und probierten den essbaren Teil. Sie rieten uns aber, nur wenig zu kosten, da wir das Seewasser sicherlich nicht vertragen. Es sah aus wie Lauch und schmeckte süßlich-saftig. Der kleine Junge der Familie knaubelte die ganze Zeit an den Schilfrohren. Auf ihn musste besonders Acht gegeben werden, da er noch nicht schwimmen kann. Das Wasser ist zwar nicht tief, ein erwachsener Mensch kann dort ganz gut im Wasser stehen. Ein Kleinkind aber nicht.

Wir fuhren dann mit unserem Boot weiter zur Insel Taquile (Manuel gab uns die Eselsbrücke: Wie Tequila, nur die Buchstaben verdreht). Wir liefen hoch zum Plaza de Armas, dieser liegt auf 4000 m. Unterwegs verkauften Kinder für einen Sol selbstgeknüpfte Armbänder. Am Plaza aßen wir lecker Mittagessen. Es gab eine Suppe und gegrillte Forelle mit Pommes und Reis (es scheint hier typisch zu sein, zwei Beilagen zum Essen zu geben, wir bekamen das öfter). Während wir auf das Essen warteten, gab uns unser lokaler Guide ein paar Infos über die Insel:

Es gibt hier keine Polizei, kein Gericht, keine Diebstähle oder Raubüberfälle. Aber Solarenergie für die Bauern. Die einheimischen Männer tragen zwei Arten von Mützen, je nachdem, ob sie verheiratet sind oder nicht. Diese Mützen müssen die Männer selber stricken. Unverheiratete Männer sticken den Namen ihrer heimlichen Liebe ein und umwerben diese dann. Das tut er, indem er sie  z.B. entweder mit Steinen bewirft oder sie mit einem Spiegel blendet. Erwiedert das Mädchen die Liebe, so wirft sie Steinchen zurück oder blendet ihren Umwerber ebenfalls mit einem Spiegel. Was dem Mädchen aber besonders wichtig ist, ist die Qualität der Mützen. Sie müssen sorgfältig, ordentlich und sehr engmaschig gestrickt sein. An der Qualität der Mützen sehen die Mädchen, ob es fleißige oder faule Männer sind. Manche füllen sogar Wasser in die Mützen, um die Dichte zu prüfen. Arglistige faule Männer reiben die Mütze innen mit Fett ein, um sie so wasserdicht zu machen. Aber wehe, das Mädchen bekommt dies mit. Einen faulen betrügerischen Mann möchte hier niemand. War sie aber zufrieden mit der Mütze, so steht ihrer Zukunft nichts im Weg. Wird die Liebe eines Mannes aber nicht erwiedert, muss er sich für seine nächste Flamme eine neue Mütze stricken. Wenn der Mann geheiratet hat, werden der Frau die langen Haare geschnitten, die der Mann einen Gürtel einstrickt, weil er die Haare ein Leben lang behalten muss.

Wir stiegen wieder in unser Boot und fuhren zu einer Halbinsel, wo wir die Nacht bei einer einheimischen Familie verbrachten. Ein Orchester begrüßte uns und begleitete uns zum zentralen Dorfplatz. Es klang etwas gelangweilt und disharmonisch. Wir fühlten uns ein wenig unwohl, wahrscheinlich spielen sie jeden Tag für verwöhnte Touristen, die einmal das harte Dorfleben kennen lernen wollen. Der zentrale Dorfplatz war ein Fußballplatz und nachdem wir mit unseren Gastfamilien bekannt gemacht wurden, stand eine Fußballpartie gegen die Einheimischen an. Denen waren wir jedoch arg unterlegen, da wir in dieser Höhe einfach viel zu schnell aus der Puste sind. Caro und ich feuerten unser Team kräftig an, Katrin spielte mit. Unser Team schlug sich wacker, musste sich aber den deutlich fitteren Einheimischen geschlagen geben. Unsere Familienmuttis brachten derweil bunte Kleidung für uns. Die Männer bekamen einen rosafarbenen Poncho, die Frauen drei Röcke, die sie übereinander zogen, ein Jäckchen, eine Borde und ein Band mit Bommeln, um Männer zu haschen. Rosa scheint hier sehr beliebt zu sein. Jeder bekam noch einen Hut und dann wurde getanzt. Die Kapelle spielte und wir hüpften mehr oder weniger elegant über den Platz. Das war schon ziemlich lustig.

Wir verabschiedeten uns voneinander und gingen mit unseren Gastmuttis oder Gastpapis heim. Die Aufteilung in den Gastfamilien erfolgte nach unserer bisherigen Zimmerbelegung, ich wohnte also zusammen mit Lizzy in einer Familie. Unsere Familie wohnte nah am Ufer. Wir betraten einen kleinen Innenhof, in dem vier Häuser rundherum angeordnet waren. Eins war die Küche, eins das Schlafzimmer, eins unser Zimmer und eins eine Art Schuppen. Alles war aus Lehmziegeln gebaut. Wir wurden in unser Zimmer gebracht und sollten dort warten, bis das Abendbrot fertig war. Wir hatten ein eigenes Badezimmer, im Spiegel sah ich, dass mein Gesicht trotz Sonnencreme rot war und auch die Hände hatte ich mir verbrannt. Krasse Strahlung. Selbst unsere Betten waren aus Lehm, aber sehr bequem.

Blanca, unsere Gastmutti, rief uns dann zum Abendbrot. Wir saßen an einem extra Tisch und fühlten uns dort etwas fremd und unwillkommen. Die Mutter mit ihren drei Kindern saß am Herd. Wir bekamen Kartoffelsuppe und dann ein Reis-Kartoffelgericht. Dazu gab es Tee. Eine Konversation war nicht so wirklich möglich, ich fragte zwar anfangs ein paar Sachen und erzählte, aber bekam immer sehr einsilbige Antworten. Als wir aufgegessen haben, wurden unsere Teller abgeräumt und wir "durften" wieder in unser Zimmer gehen. Da wir nicht wussten, was wir groß tun können, gingen wir einfach direkt ins Bett und erzählten noch ein bisschen. Es war zwar erst um acht, aber draußen war es schon dunkel und es wurde kalt.

20.01.2016 - Wir standen pünktlich auf, um pünktlich sieben Uhr zum Frühstück zu erscheinen. Wir lernten kurz unseren Gastpapa kennen, der gerade draußen vom Feld hereinkam und dann mit seiner Frau in die Berge zum Arbeiten ging. Sie würden vor dem Mittag nicht wieder zurück sein und so verabschiedeten wir uns von ihnen. Den Vormittag über würden sich nun die Kinder um uns kümmern. Die Familie hatte drei Kinder: einen fünfjährigen Sohn sowie eine sieben- und zwölfjährige Tochter. Da es noch regnete saßen wir in der Küche. Die Kinder tauten langsam etwas auf, rückten ihre Stühle an unseren Tisch, legten uns ihr Malbuch und Stifte hin und leiteten uns an, wie wir ihr Malbuch ausmalen sollten. So malten wir gemeinsam den Vormittag, bis es aufhörte zu regnen. Dann schnappte sich die älteste Tochter einen Beutel und wir zogen zu fünft los in Richtung Ufer. Es war noch sehr matschig, aber ich hatte meine Wanderschuhe an. Die Kinder sowie alle Dorfbewohner trugen Sandalen (und das bei der Kälte). Auf dem Weg zum Ufer liefen die Kinder durch die Beete der Eltern, um Bohnen zu naschen. Am Ufer fütterten wir die Kühe der Familie mit Schilf. Dann ging es weiter zum Schafstall. Dort wurden die Schweine gefüttert und den Schafen ein Seil um den Fuß gebunden. Unsere Hilfe war überflüssig, jeder Handgriff der Kinder war selbstverständlich und routiniert. Die Schafe trieben wir dann auf eine Wiese, wo wir Pfähle mit Steinen in den Boden schlugen, um die Schafe daran festzubinden. So konnten sie in einem bestimmten Radius weiden, ohne wegzulaufen. An der Schafweide lag ein Stapel Ziegelsteine bereit und die älteste Tochter holte Beutel und Decken aus ihrem Beutel. Sie gab uns jeweils einen Beutel und wir stapelten Ziegelsteine hinein. Wir wussten nicht, wie viele wir tragen könnten und so nahm jeder erstmal vier. Das war schon ordentlich schwer. Der Beutel wurde in eine Decke gepackt, die wir uns dann umbanden und zurück zum Haus liefen. Wir waren heilfroh, dort anzukommen. Die Decke war nicht das angenehmste Transportmittel und rutschte uns ständig von den Schultern. Die älteste Tochter trug übrigens sechs Ziegelsteine. Am Haus lagerten wir die Steine wieder auf einem Stapel und weil mittlerweile die Sonne schien, setzten wir uns in den kleinen Garten und malten weiter im Malbuch. Der Kontrast war schon krass. Einerseits diese Verantwortlichkeit und Selbstverständlichkeit, mit der sie auf dem Hof und den Ländern arbeiteten, andererseits die Kindlichkeit, wenn sie in ihrem Malbuch malten. Die älteste Tochter servierte uns dann auch das Mittagessen, verschiedene Arten von Kartoffeln (normale, Süßkartoffeln, kleine schwarze Kartoffeln) mit einem Batzen Salzlakenkäse.

Dann trafen wir uns auch schon wieder mit den anderen am Hafen und tauschten ihre Erlebnisse aus, die nicht unterschiedlicher hätten sein können. Einige wurden richtig im Familienleben integriert, sie kochten zusammen, lernten Aymara und aßen gemeinsam zu Abend. Die Einnahmen aus den Home-Stays nutzen sie für die Finanzierung eines Studiums für ihre Kinder. Auch unsere Gastmutti hat noch eine große Tochter, die in Puno studiert. Caro und Katrin hatten sogar mehr Pech als ich und eine noch verschlossenere Familie abbekommen. Dazu kann Caro aber mehr erzählen:

Eigentlich lohnt es sich kaum über dieses Erlebnis zu sprechen, denn es war das schlimmste der ganzen Reise. Wir wurden von einem Sohn (Octavio) der Familie abgeholt und zunächst in unser Schlafhaus gebracht. Dort warteten wir auf das Abendessen, das oben in der Küche stattfand. Also in der Touriküche. In einer weiteren Extrahütte. Hier stand für uns ein Tisch mit zwei Stühlen und etwas abseits eine Bank, auf dem immer das Familienmitglied saß, dass sich gerade erbarmte, uns Gesellschaft zu leisten. Gesellschaft war das allerdings nicht, eher eine Quälerei. Am Abend leistete uns Octavio (einer von acht Kindern) Gesellschaft und das war der einzige, den man ein paar kleine Informationen herauslocken konnte. Ich fragte nach den anderen Familienmitgliedern: "die sind unten im anderen Haus", wieviele seiner Geschwister denn da seien?: "zwei", wie alt er ist: "24", was er macht: "er studiert in Puno Tourismus und Astronomie (vielleicht auch Gastronomie, aber ich hatte extra nochmal nachgefragt und eindeutig Astronomie verstanden)"... da musste ich dann schon schlucken. Dieser Typ, der sich absolut nicht für Touristen interessiert und man ihm die Informationen an den Haaren herausziehen musste? Er sollte über einen Studiengangswechsel nachdenken. Ich bekam noch heraus, dass seine anderen Geschwister auch in Puno arbeiten oder studieren. Aber ich gab mein Gesprächsversuch schnell wieder auf und wir aßen schweigend weiter unsere Suppe. Unwohler konnten wir uns eh nicht mehr fühlen und wir wollten dort so schnell wie möglich wieder raus. Nach dem Essen wurden wir dann auch wieder in unser Schlafhaus gebracht und wir entschieden uns auch, sofort um acht Uhr schlafen zu gehen. Einfach nur, damit die Zeit so schnell wie möglich verging. Wir fühlten uns eher wie im Gefängnis und keiner redet miteinander. Am nächsten Morgen wurden wir 7:30 Uhr abgeholt, damit wir oben in der Küche frühstücken konnten. Diesmal von einem anderen Sohn. Ich versuchte gar nicht mehr, irgendein Gespräch anzufangen und so aßen wir wieder schweigend unser Frühstück. Diesmal erbarmten sich der Papa und der zweite Sohn, uns beim Schweigen in der Touriküche Gesellschaft zu leisten und guckten uns beim Essen zu. Sie werden vermutlich schon unten im Haus gegessen haben. Danach standen wir vor der Küche und ich fragte, was wir jetzt den Vormittag machen werden. Ich bekam aber keine Antwort. Nichtmal ein kleines Wort kam aus dem Mund des Sohnes. Der Vater sagte, dass er nur ein bisschen Spanisch spricht und sonst nur Aymara.

So standen wir also wie blöd im Regen und ich hatte schon vor, wieder ins Bett zu gehen oder wollte Katrin einen Spaziergang auf der Insel vorschlagen. Hauptsache weg von dieser Familie. Aber dann wurden wir doch wieder abgeholt und durften dem Sohn im Regen hinterherlaufen. Er brachte die Schafe ans andere Ende der Insel. Also liefen wir brav hinterher und hatten damit unseren Spaziergang. Der Hund, der uns begleitete, war das tollste Familienmitglied. Er begrüßte uns freundlich und er genoss es, gestreichelt zu werden. Wir gingen die Insel ganz nach oben, denn dort befanden sich die Wiesen zum Weiden. Wir standen dort eine viertel Stunde herum, bis sich der Sohn in Richtung Schafe bewegte und anfing, sie anzupflocken. Wir haben uns nicht stören lassen und halfen ihm nicht von uns aus. Wenn er nicht mit uns redet, können wir ja auch nicht wissen, was wir tun sollen. Irgendwann rief er uns doch heran, weil es zusammen ja leichter ist, die Schafe einzeln einzufangen und anzubinden. Plötzlich konnte dieser Typ sogar reden. Ein Wunder war geschehen und er zeigte uns, wie wir die Schafe anbinden müssen und welche wir als nächstes einfangen wollen.  Das war der einzige kleine Moment, in dem wir uns nicht mehr wie im Gefängnis fühlten. Wir gingen zurück und zählten schon die Stunden, die wir noch herumkriegen mussten. Er legte uns eine Decke auf einen Stein, auf dem wir warten sollten. So saßen wir also bestimmt eine halbe Stunde auf diesem Stein und guckten in die Landschaft. Hinter uns tauchte plötzlich eine Tochter (schätzungsweise 16 Jahre) auf mit selbstgemachten Wolltierchen, die sie hinter uns auf eine Decke legte. Natürlich auch wieder ohne etwas zu sagen. Ja was sollten wir da machen. Wir waren so freundlich und ignorierten sie nicht sofort und ich fragte noch, ob sie die selber gemacht hat. Nachdem wir auch aus ihr nicht mehr als "ja, mit meinen eigenen Händen" entlocken konnten, fingen wir an sie zu ignorieren. Vermutlich sollten wir ihr was abkaufen, aber wenn sie nicht mit uns redet, können wir schlecht hellsehen. Dann brüllte ihr die Mutter von oben etwas zu und das Mädchen verschwand wieder mit ihren Stofftierchen. Wir gingen noch einmal mit dem Sohn los, den wir folgen sollten. Wir bekamen nicht raus, wohin wir gingen, aber er ging mit uns spazieren. Natürlich wortlos! Und wir stiegen auf einen Berg mit wunderschöner Aussicht auf den Titicacasee. Auf dem Weg trafen wir Ink und Phillip und hörten uns an, wie begeistert sie von ihrer Familie waren. Als sie uns fragten, wie es bei uns ist, mussten wir abwürgen und sagen, dass wir es den beiden später erzählen werden. Denn die Söhne verstanden auch ein bisschen Englisch... die studieren ja Tourismus. Zurück in unserer Küche opferten sich nun die Tochter und die Mutter, uns Gesellschaft zu leisten. Die Familie teilt sich halt die Arbeit und da muss eben jeder mal ran, um auf doofe Touristen zu achten. Ich hatte mittlerweile auch absolut keine Lust mehr, noch Gesprächsversuche zu starten und wir aßen schnell unser Mittag und durften dann unsere Sachen schnappen und wurden vom kleinen Sohn zum Steg gebracht.

Am Steg wartete bereits unser Boot und Caro, Katrin und ich waren sehr erleichtert, dass wir nun wieder zurück fuhren. Wir fühlten uns sehr unwohl und nicht willkommen und lauschten neidisch den Erzählungen und Erfahrungen der anderen. Auf der Rückfahrt sprangen einige Mutige vom Boot in den Titicacasee. Brrr...das Wasser musste ziemlich kalt sein. Zurück in Puno gingen wir abends wieder zu einem Lokal mit Show-Dancing, wo traditionelle Tänze gezeigt werden. Laut Manuel das beste in ganz Peru. Es war auch sehr beeindruckend, in bunten Kostümen tanzten und sprangen die Tänzer auf der Bühne. Wir probierten derweil ein weiteres Gericht der peruanischen Küche: Meerschweinchen. Manuel bestellte ein ganzes und teilte es dann, damit wir kosten können. Auch ich probierte ein Stück. Es schmeckte ein bisschen wie Ente und Fisch, nicht schlecht, aber auch nicht herausragend. Dann lieber ein schönes Alpakasteak. Außerdem probierten wir Rinderherz, welches ziemlich lecker war, aber ich nicht unbedingt viel davon essen würde. Ich bestellte lieber Alpaka, gefüllt mit Andenkäse und serviert mit Kaktusfeigensoße. Sehr lecker. Zurück im Hotel packten wir unsere Sachen, morgen ging es nämlich schon wieder weiter zu unserem letzten Reiseziel La Paz.

21.01.2016 - Wir stiegen morgens um sieben in den Bus zur Grenzstation nach Bolivien. Wir drei fühlten uns mittlerweile ziemlich kaputt und brauchten eigentlich dringend einen Erholungstag. So schön und erlebnisreich so eine Reise ist, wir fanden keine Minute, um uns mal auszuruhen und neue Kraft zu sammeln.

An der Grenze mussten alle aus dem Bus raus und sich einen Stempel holen. Wir tauschten unsere restlichen Soles zu einem guten Wechselkurs in Bolivianos um, die Währung in Bolivien. 1 € entsprechen 7,5 Bolivianos. Wir bekamen nun einen (offiziellen) neuen Guide, damit Manuel als Tourist einreisen konnte und so kein Visum benötigte. Inoffiziell blieb natürlich Manuel unser Guide. Wir fuhren nach Copacabana und stiegen dort in einen klapprigen Linienbus nach La Paz, der Hauptstadt Boliviens, um. Anschnallen konnte man sich nicht und wir düsten die kurvigen löchrigen Straßen entlang. Uns fielen die Augen zu, aber schlafen wollte ich nicht, die Aussicht war viel zu schön. Wir fuhren auf einer schmalen Landzunge entlang und links und rechts war See. Man sah grüne Inseln und am Horizont schneebedeckte Berge. Irgendwann war die Straße zu Ende. Von weitem sahen wir Fähren, auf denen Busse über die schmale Passage transportiert wurden. Ohje, sollte unser Klapperbus auch auf so einer nicht sehr sicher wirkenden Fähre transportiert werden. Die Antwort erfuhren wir auch alsbald, als wir wieder alle aus dem Bus rausmussten und uns bei der Personenfähre anstellten. Besorgt beobachteten wir unseren Bus, wie er auf die Fähre fuhr und auf die andere Seite geschifft wurde. Wir fuhren mit einem kleinen Speedboat, aber viel Speed war da nicht. Der Motor war viel zu schwach für das überladene Boot, es waren garantiert mehr Menschen darauf als zugelassen.Auf der anderen Seite stiegen wir in unseren heil angekommenen Bus und weiter ging die Fahrt.

Von hier aus waren es noch vier Stunden. Alle schliefen und auch mir fielen die Augen immer wieder zu. Richtig bequem machen konnte ich es mir nicht, da Olli neben mir in seinem Tiefschlaf fast auf mir drauf lag (bedingt durch das Rasen in den Kurven). Ich beobachtete draußen die Landschaft. Ein Schaftransporter fuhr vorbei, die Schafe lagen mit zusammen gebundenen Beinen auf dem Dach in der Gepäckablage. Einzelne Kühe, Schafe, Esel, Alpakas, Lamas und Schweine weideten auf den Grünflächen am Straßenrand und überall sah man traditionell gekleidete Menschen, die ihrer täglichen landwirtschaftlichen Arbeit nachgingen.

Als wir urbanes Gebiet erreichten, wurden die Straßen immer schlechter und wir fuhren über Schotterpisten. Ein Raunen ging durch den Bus, als wir in eine Talsenke blicken konnte, umgeben von schneebedeckten Bergen, in welcher La Paz liegt. Im Zentrum sah man einige Hochhäuser und rundherum passte sich die Stadt den Geländegegebenheiten an. Alle Häuser sind mit den rötlichfarbenen Lehmziegeln errichtet worden.

Unser Bus fuhr direkt zu unserem Hotel. Nur waren wir nicht die einzigen Mitfahrer und als die anderen dann fragten, wann wir am Terminal halten, erwiderte unser Ersatzguide, dass wir da schon vorbei wären. Der Busfahrer hatte nichts gesagt und das verärgerte die Mitfahrer ganz schön, zumal man sich auch nicht anschnallen konnte. Wir checkten in unserem Hotel ein. Manuel ging mit einigen zur Wechselstube, Caro und ich holten mit unseren Kreditkarten Geld am Bankautomaten direkt am Hotel. Man konnte die Tür zum Bankautomaten hinter sich abschließen. Wir mussten uns nun langsam um eine neue Unterkunft kümmern, dies würde die letzte Nacht mit unserer Gruppe sein. Ein Großteil der Gruppe nahm direkt an der Anschlussreise nach Buenos Aires bzw. Rio de Janeiro teil (bei G-Adventures kann man Teilreisen "zusammenpuzzeln" und bezahlt dann für die Gesamtreise weniger). Wir fanden ein günstiges B&B ebenfalls im Zentrum von Lima.

Wir fuhren Abends mit einem Bus zu einem asiatischen Lokal, wo uns ein Mitarbeiter die Einweisung für die Death-Road gab. Für den nächsten Tag bestand optional die Teilnahme an einer Fahrradtour die berühmte Death-Road hinab. Die Yungas-Straße im Dschungel Boliviens wird auch Death-Road, Camino de la Muerte oder auf deutsch Todesstraße genannt und ist eine der gefährlichsten Straßen der Welt. Sie ist ca. 65 km lang und verbindet La Paz mit Coroico in den bolivianischen Yungas (sie sind der Übergang zwischen den Anden und dem bolivianischen Dschungel). Die einspurige Straße schlängelt sich an Abgründen entlang (natürlich ohne Leitplanken), außerdem waren häufig schlechte Sichtverhältnisse, Matsch und schlechter Untergrund die Ursache für die unzähligen Unfälle. Die Straße wurde von LKWs, Bussen und Autos in beide Richtungen befahren. 2006 wurde eine neue bessere Verbindung zwischen La Paz und Coroico eröffnet, welche moderner und sicherer ist. Die Straße beginnt auf dem Pass La Cumbre (der Gipfel) in 4650 m Höhe und endet bei Coroico auf einer Höhe von 1200 m.

Caro und ich wären gerne mitgefahren. Aber 110 US$ für einen Fahrradausflug zu bezahlen, das war es uns nicht wert. Es ist eine Downhill-Strecke, d.h. man bekommt extra gut gefederte Downhill-Räder mit kompletter Ausrüstung (Jacke, Hose, Helm und Handschuhe). Aber es bestand die Möglichkeit, für 40 US$ im Besenwagen mitzufahren. Das war zwar auch teuer, aber so würden wir auch etwas von der Death-Road sehen. Caro und ich waren dabei!

Also schnell ins Bett, wir waren sehr müde und mussten morgens zeitig wieder raus.

22.01.2016 - Der letzte Tag der Reise mit G-Adventures. Schon beim Frühstück verabschiedeten wir Katrine, da sie an diesem Tag zurück nach Buenos Aires fliegt. Sie hat dort ein halbes Semester studiert und bald stand ihre Heimreise bevor. Das war sehr traurig und für uns noch nicht so ganz Wirklichkeit, dass diese Reise nun (fast) vorbei ist. Ein halbes Jahr lang freuten wir uns auf diesen Trip und jetzt war schon wieder Schluss. Die anderen, die nicht mit zur Death-Road kamen, würden abends noch zum Verabschieden im Hotel sein.

Wir wurden von zwei, mit Fahrrädern beladenen Kleinbussen abgeholt und schlängelten uns die engen Straßen hinaus aus La Paz und hinauf in die Berge. Es waren viele solcher Busse unterwegs. Am Pass angekommen, schauten Caro und ich zu, wie sich alle die Schutzkleidung überzogen, Helme aufsetzten und die Fahrräder testeten. Ich war ganz froh, im Besenwagen zu fahren, Caro dagegen war schon ein bisschen neidisch. Wir machten ein paar Fotos, einige hatten eine GoPro dabei, eine kleine robuste Kamera, die man am Helm befestigen konnte, und dann ging es auch schon los. Sie sausten mit ihren Fahrrädern davon und wir mit den beiden Kleinbussen hinterher.

Wir fuhren ein Stück die Hauptstraße entlang, um zum Beginn der Death-Road zu gelangen. Das Panorama war mal wieder wunderschön, man sah karge Berge und faszinierende Felsformationen. Wir fuhren noch nicht lange, da passierte schon der erste Sturz.. Olli. Ohwe. Wir haben den Sturz nicht gesehen, aber Olli sah leicht benebelt aus. Aber nach einer kurzen Pause raffte er sich wieder auf und wollte weiter fahren. Ein ganzes Stück weiter fand eine kurze Pause mit Snacks statt. Caro und ich mussten wieder Platz im Bus machen, denn die Fahrräder wurden wieder aufgeladen. Es ging von da an bergauf und da wir uns in einer Höhe von 4000 m befanden, wurden unsere Radler nun ein Stück gefahren, damit sie fit für die bevorstehende Death-Road waren. Auch Jess war gestürzt, aber durch die Schutzkleidung hat sie sich keine großen Schürfwunden zugezogen. Als wir auf die Death-Road abbogen, kamen wir auf einen Schotterweg. Man konnte die helle Straße mit den Augen am Berghang verfolgen und sah untem im Tal den bolivianischen Dschungel. Alles war so grün. Alle sprangen wieder auf die Räder und nun ging es fast nur bergab. Wir fuhren langsam hinterher. Es passierten noch einige Stürze, aber niemand verletzte sich. Zum Glück.

Caro und ich saßen im Bus und machten aus den offenen Fenstern heraus Fotos. Alles war grün, an den Felswänden über uns lief Wasser herab und manchmal mussten wir durch einen Wasserfall fahren. Sicherlich eine gute Erfrischung für die Fahrradfahrer. Unser Busfahrer nutzte diese Situationen für eine Autowäsche. Wir blieben einen Moment unter dem Wasserfall stehen, damit das staubige Auto gereinigt werden konnte. Wir kamen immer weiter nach unten und waren dann im Urwald. Die Straße war manchmal recht eng und unser Reifen sehr nah am Abgrund. Wenn da mal was abbricht... Wir konnten uns kaum vorstellen, wie hier Busse und LKWs in beide Richtungen entlanggefahren sind. Der Straßenrand war mit Kreuzen übersäht. Wir blickten hinunter in die tiefen Abgünde, da wollten wir nicht hinunterpurzeln.

Wie im Flug verging die Fahrt und wir sammelten unsere erschöpften Fahrradfahrer ein. Alle (auch Caro und ich) erhielten ein T-Shirt als Erinnerung und dann fuhren wir weiter zu einer Poolanlage, wo wir essen und die restliche Zeit am/im Pool verbringen konnten. Es gab ein einfaches, aber leckeres Buffett. Wir waren alle sehr hungrig. Nach dem Essen erhielten wir Handtücher und Shampoo für eine Dusche und dann plantschten wir ein wenig im Wasser. Viel Zeit war aber nicht, denn wir brachen alsbald auf und fuhren zurück nach La Paz. Auf der Fahrt wurde es dunkel (in Bolivien war es halb acht schon finster) und neblig. Die Straße war super beleuchtet mit Reflektoren an den Seitenstreifen und in der Mitte. Das ist schon alles sehr viel sicherer als die Death-Road. Der Vollmond schaute noch mal kurz hervor und die Bäume des Dschungels im Nebel und Mondlicht waren ein bizarrer und faszinierender Anblick.

Zurück im Hotel verabschiedeten wir uns nun von allen. Das war schon sehr traurig, wir haben doch alle sehr gern gehabt und eine tolle Zeit miteinander verbracht. Am traurigsten war der Abschied von Manuel, unserem Guide. Er hat uns die Wochen super "betreut" und wir hatten sehr viel Spaß mit ihm. Wir bereuen es in keinster Weise, eine solche Reise gebucht zu haben. Man bezahlt zwar mehr, als wenn man alleine reisen würde, aber man hat auch mehr davon. Wir haben Peru in diesen drei Wochen so intensiv erlebt wie kein anderes Land auf unserer großen Reise. Alleine hat man häufig gar nicht die Möglichlichkeiten, so zu reisen. Wir mussten uns keine Sorgen um Transport und Unterkunft machen, Manuel hatte viele geschichtliche und landeskundliche Informationen für uns, Empfehlungen und Tipps und besuchte mit uns Orte, die wir alleine niemals erreicht hätten (höchstens sehr teuer mit Taxi). Alleine hätten wir doppelt so viel Zeit benötigt, um das alles zu erleben. Wir können eine solche Reise (gerade in Peru) nur empfehlen.

Wir ließen uns ein Taxi rufen und fuhren nun zu dritt zu unserer neuen Unterkunft. Unsere Unterkunft befand sich im 16. Stock eines Hochhauses und scheint eher eine inoffizielle Unterkunft zu sein, jedenfalls stand unten nix davon dran. Im 16. Stock öffnete uns Roberto die Tür. Er besitzt drei Wohnungen in diesem Hochhaus und vermietet die Zimmer als Bed&Breakfast. Er selber wohnt mit seiner Frau und Tochter ebenfalls dort. Es war eine sehr schöne Unterkunft mit tollem Blick. Wir plumsten auch gleich totmüde ins Bett, geschafft von dem Tag und geschafft von der Reise. Wir brauchten ein paar Tage Ruhe.

23.01.2016 - Wir schliefen ordentlich aus, aßen Frühstück und verbummelten den Vormittag im Hostel, um Sachen zu sortieren und ein bisschen zu planen. Unser nächstes Ziel war Uyuni und wir mussten uns ja nun selber wieder um die Weiterreise kümmern. Gegen Mittag rafften wir uns dann aber auf und fuhren mit einem Taxi zurück ins Zentrum (zum Hotel, in dem wir vorher wohnten, das war die einzige Adresse, die wir in La Paz kannten). Dort befand sich eine Reiseagentur, bei welcher wir direkt die Weiterfahrt nach Uyuni buchen konnten sowie eine Tour mit einem Jeep in die Salzwüste bei Uyuni. Wir bummelten mal wieder durch die Geschäfte und Gassen. Wir entdeckten tolle Jacken, ich kaufte mir eine. Caro wollte auch eine, aber es gab sie nicht in ihrer Größe. Kein Problem, meinte der Ladenbesitzer, er kann ihr bis morgen eine passende schneidern. Er schneidert die Jacken nämlich selber. Wir waren baff und freuten uns dann über dieses Angebot und Caro sagte zu.

Im Hotel trafen wir uns dann doch noch mal mit unserer Gruppe, die dort ihr Briefing soeben beendet hatte. Es waren neue Mitreisende in der Gruppe, die unsere Plätze ersetzten, außerdem bekamen sie einen neuen Guide. Manuel reiste mit einer anderen Gruppe die gleiche Tour zurück nach Lima. Wir verabschiedeten uns ein letztes Mal, bevor sie in einen Bus zum Terminal stiegen. Wir winkten mit weißen Taschentüchern, wir hatten Ink irgendwann einmal von dieser alten Sitte in Deutschland erzählt ;) Wir machten uns dann auf den Weg zurück zu unserer Unterkunft. Auch Katrins Reise war nun zu Ende, sie würde am nächsten Morgen zurück nach Deutschland fliegen und musste packen.

24.01.2016 - Morgens zeitig brachte Caro Katrin zum Flughafen. Ab jetzt reisten wir wieder zu zweit. Auch wir packten unsere Sachen (mittlerweile mussten wir unsere Rucksäcke doppelt so hoch schnüren, wegen all der schönen erstandenen Dinge). Wir ließen unser Gepäck im Hotel und erkundeten noch ein wenig die Stadt. Ich wollte Seilbahn fahren, quer durch La Paz verlief eine Seilbahn. Mit einem Taxi fuhren wir zur nächstgelegenen Station. Caro wollte nicht mit und wartete auf mich. Ich kaufte mir für 6 Bolivianos (90 ct) zwei Tickets (für Hin- und Rückfahrt) und fuhr zwei Stationen aus dem Tal hinauf auf den Berg, von dem wir bei unserer Ankunft schon einen tollen Blick auf La Paz hatten. Die beste Sicht hatte man in der Kabine, oben an der Station verdeckten Häuser den Blick. Daher hielt ich mich nicht lange auf und fuhr wieder hinunter. Die schneebedeckten Berge verschwanden wieder hinter dem Talkessel. Ich sammelte Caro wieder ein und wir ließen uns mit einem Taxi zu einem Shoppingcenter fahren (Taxifahren war hier superbillig, wir bezahlten meist 10-15 Bolivianos (1-2€) für eine Fahrt. Caro benötigte nun auch eine neue Kamera, ihre alte funktionierte nicht mehr, da die Kamera beim Gastbesuch auf dem Titicacasee bei Nieselregen einen Tropfen an der falschen Stelle abbekommen hatte.

Das Shoppingcenter entpuppte sich als Kinocenter und wirklich Geschäfte gab es nicht. Wir fanden aber ein 5D-Kino für wenig Geld und erlebten hautnah einen Flugzeugabsturz und den Kampf durch den Dschungel, inklusive Schlangen und Kannibalen. 5D bedeutet, dass neben dem 3D-Film unsere Sitze sich bewegten, wir Wind und Wasser ins Gesicht bekamen und auch tatsächlich mal etwas nach unserem Bein schnappte (es war zwar nur ein starker Luftstoß, aber fühlte sich sehr echt an). Die 3D-Effekte waren zwar nur mäßig, aber es war trotzdem ganz lustig.

Das Kinocenter war nicht weit entfernt von unserer Unterkunft, aber wir hatten ja noch Zeit und so fuhren wir wieder ins Zentrum. Wir bummelten über Märkte, u.a. einen sogenannten Hexenmarkt. Dort wurden allerlei andine spirituelle Sachen verkauft und uns gruselte es schon etwas. Dort hingen u.a. nämlich auch getrocknete Lamababys, Hufen und andere Dinge, die wir uns gar nicht näher anschauen wollten. In einem Musikladen kaufte ich eine Panflöte. Vielleicht bekommt man ja doch mal das eine oder andere Lied zustande. Am späten Nachmittag holten wir unsere Sachen aus unserer Unterkunft, bezahlten Caros Jacke beim Schneider und fuhren zum Terminal. Unser Gepäck war mittlerweile eigentlich nicht mehr händelbar. Wir hatten jeder einen großen Rucksack, einen Tagesrucksack und einen Beutel. Wir suchten uns ein ruhiges Plätzchen, wo ich mit dem Gepäck wartete, während Caro das Terminal erkundete. Als ich dann später dort nach Essen suchte, wurde man von allen Seiten mit Angeboten und Verbindungen beschrien. Wie Marktschreier versuchten alle, die vielen Reisenden an ihren Verkaufsstand zu locken. Ich bestellte zwei Hamburger, deren Zubereitung die beiden Mitarbeiterinnen sehr überforderte. Meinen musste sie neu machen, da er ihr beim Einpacken komplett auseinander fiel. Auch die Soßen verwechselte sie und machte bei Caros Burger Senf statt Mayo drauf, obwohl ich sie vorher noch darauf hinwies, dass das doch Senf und keine Mayo ist (weil Caro keinen Senf mag). Aber das wollte sie mir nicht glauben und kippte ordentlich Senf auf Caros Burger, in der Überzeugung, es ist Mayo. Caro schmeckte er trotzdem und so machten wir uns dann gesättigt auf den Weg zu unserer Busfirma. Wir hatten wieder erste-Klasse-Plätze nach Uyuni für 28 € gekauft.

 Liebe Grüße Lisa



17.03.2016 19:44 von Franzi
Hi! Das mit der Death-Road is ja cool. Das Fahrrad auf dem du auf dem Foto sitzt Caro, hat Michi auch daheim. :D