Con cuidado - mit Vorsicht in der Atacamawüste

29.12.2015 18:03

 

 

15.12.15-17.12.2015 - Es ging für uns von Valparaiso nach Antofagasta. Wir hatten einen Bus um 22 Uhr und kamen 19:30 Uhr in Antofagasta an. Mal wieder sehr spät, um noch auf Hostelsuche zu gehen. Ursprünglich wollten wir einen Bus um 17 Uhr nehmen, welcher 14:30 Uhr angekommem wäre. Wir bekamen allerdings nur noch freie Plätze in dem 22 Uhr-Bus. Diesmal fuhren wir mit der Firma Pullmann. Eigentlich ist Pullmann sehr ähnlich zu Andesmar, aber uns fielen doch direkt kleine feine Unterschiede auf. In dem Pullmann-Bus bekamen wir Decken. Auch Nackenkissen konnten wir benutzen, die größer waren als die in Andesmar. Neben dem üblichen Gebäck bekamen wir Trinkpäckchen mit Ananasgeschmack. Das ist sehr viel sicherer als die Trinkbecher, die in Andesmar vom Busbegleiter mit einer 2-Liter-Flasche Saft gefüllt werden. Es gab einen extra Fernseher für die erste Reihe, denn von dort musste man sich bei Andesmar den Kopf verdrehen. Diesmal saßen wir übrigens nicht ganz vorn, weil wir ja froh sein konnten, überhaupt noch Plätze bekommen zu haben. Wir bekamen zwei Plätze in der Mitte. Uns fiel sofort auf, dass die Fußstützen sich nicht am Sitz ablegen ließen. So konnten wir leider den Komfort von Fußstützen nicht nutzen. Der Pullmann-Busbegleiter war so nett, uns erst 10 Uhr frühs zu wecken, indem er alle Vorhänge aufriss, die er abends alle zugezogen hatte. In Andesmar wird man sehr viel früher geweckt (ab 6:30 Uhr ist damit zu rechnen). Als der Tag im Bus begann und die Lüftungen wegen der Sonne auf Hochtouren liefen, regnete es plötzlich. Die Lüftung über mir tropfte aus allen Löchern. Natürlich waren wieder mal nur unsere Sitze betroffen. Anfangs hielt sich das Tropfen in Grenzen, aber nach ca. 2 Stunden tropfen hörte es nicht mehr auf und tropfte ununterbrochen. Gott sei dank sah der Busbegleiter unsere Versuche, das Tropfen zu stillen. Er kam zu uns und wir sollten unsere Sachen packen, er wollte uns neue Plätze zuweisen. Als wir ihm hinterherliefen, staunten wir nicht schlecht, als er die Treppe hinunterging. Unten ist die erste Klasse. Wir wissen nicht, ob es an unseren blonden Haaren lag oder daran, dass wir ihm vorher beim Taschen in den Bus laden Trinkgeld gaben. Jedenfalls war er sehr nett zu uns. Nicht jeder bekam Nackenkissen und eine Decke und wir durften letzlich noch Plätze für drei Stunden in der ersten Klasse einnehmen. Was er damit anrichtete, konnte er nicht ahnen. Jetzt kennen wir den Luxus der First Class und wollen natürlich immer damit fahren. Wir kauften uns dort nie ein, weil wir uns nicht vorstellen konnten, dass es dort so viel bequemer sein soll, denn die Sitze ließen sich auch "nur" 145° nach hinten stellen. Aber das war Luxus pur. Die Sitze waren sehr viel breiter, sehr viel weicher und die Sitzfläche sehr viel größer. Diese Eigenschaften sind perfekt, um sich so richtig schön gemütlich in den Sitz zu legen. Auch die Fußablagen sind nicht so steil wie die aus der zweiten Klasse. Auch das ist sehr viel angenehmer. In Zukunft werden wir wohl auch die Fahrt in der First Class in Betracht ziehen und dafür gerne 10 € mehr zahlen.

Als wir in Antofagasta ankamen, mussten wir uns auf Hostelsuche begeben. Irgendwie liegt der Busbahnhof unterhalb von einem armen Viertel. Dort fühlten wir uns von Anfang an nicht wohl. Die Hostels, die wir rausgesucht hatten, lagen alle weit im Süden Antofagastas. Europcar, wo wir am nächsten Tag frühs unseren Mietwagen abholen mussten, befindet sich sehr weit im Norden. Wir entschlossen uns, das nördlichste der Hostels anzusteuern, fanden aber nach 500 Meter direkt ein Hostal. Für umgerechnet 20 € die Nacht lag das Hostal an unserem Preisoberlimit. Wir blieben die Nacht dort und kochten uns Nudeln, die wir vorher in einem Minimarkt im Armenviertel kauften. Einen Supermarkt gab es dort nämlich nicht in der Nähe. Am nächsten Morgen ging es nach dem Frühstück auf die Suche nach Europcar. Die Adresse hatten wir und auf der richtigen Straße standen wir bereits. Nur mussten wir diese noch gut 13 km nach Norden. Da wir nur noch eine Stunde Zeit hatten, wollten wir uns ein Taxi direkt vorm Terminal nehmen. Das sollte uns 12 000 chilenische Peso kosten (ca. 15 €). Das war uns allerdings zu teuer. Das zweite Angebot der Taxifahrer war dann 10 000 chilenische Peso. Auch das lehnten wir ab und wollten uns einen Bus suchen. Ein Taxifahrer kam uns hinterher und meinte, dass es keinen Bus gibt, der uns die Straße hinaufbringt. Wir glaubten ihm aber kein Wort. Als der erste Taxifahrer weg war, kam ein anderer. Er meinte, dass er billiger sei als die Taxifahrer direkt vor dem Terminal. Er wollte uns für 8000 chilenische Peso nach Europcar bringen. Da wir eh schon spät dran waren, stimmten wir dem zu. Für ca. 13 km klangen umgerechnet 10 € gar nicht mehr so schlecht. Pünktlich bei Europcar angekommen bekamen wir einen Suzuki Swift (die Susi). Mit vollem Tank ging es los Richtung San Pedro. Vorher kauften wir im Supermarkt Verpflegung für die nächsten 5 Tage in der Atacamawüste. Darunter vier mal sechs Liter Wasser. So konnten wir nicht verdursten. Auf dem Weg frischte Lisa ihre Anfahrkünste auf und wir kamen nach 6 Stunden mit vielen Fotopausen in San Pedro an. Verkehr gab es kaum. Die Straßen gehen meist nur geradeaus und manchmal war weit und breit kein anderes Auto zu sehen. In San Pedro zelteten wir auf einem Campingplatz für 5000 chilenische Peso die Nacht. Wir bauten unser Zelt auf und wollten noch am selben Abend den Sonnenuntergang im Valle de la Luna anschauen. Kurz bevor wir loswollten, aktivierte ich versehentlich die Alarmanlage und wir schallten den ganzen Campingplatz mit dem typisch schrecklichem Alarmanlagengeräusch Südamerikas zu. Nach einer halben Stunde saßen wir im Auto und trauten uns nicht mehr zu bewegen. Wir haben einfach nicht herausgefunden, wie wir die Alarmanlage deaktivieren. Bei jedem Fehlversuch schallte die Alarmanlage wieder über den ganzen Platz. Wir gaben letztlich auf und gingen auf die Suche nach Leuten, die uns die Alarmanlage erklären können. Wir fanden Jesus und Diego aus Südchile. Nach ein paar Versuchen konnten sie uns unsere Alarmanlage erklären und wir waren wieder glücklich, da es noch nicht zu spät für das Valle de la Luna war.

Dieses soll gerade zum Sonnenuntergang spektakulär sein. Wie nahmen Jesus und Diego als Dankeschön mit. Ich hab das auch direkt wieder bereut. Ich fuhr und bekam ununterbrochen Fahranweisungen auf Spanisch, von denen ich sowieso nur die Hälfte verstanden habe. Irgendwie trauen sie blonden kleinen Mädels wohl nicht zu, Auto fahren zu können. Jedenfalls war jedes zweite Wort: cuidado (Vorsicht). Da geht jemand auf dem Fußweg 30 Meter vor mir: cuidado. Ein Fahrradfahrer fährt auf der Straße: cuidado. Ich nähere mich einer Kreuzung und möchte sie einsehen: jemand brüllt mir cuidado ins Ohr. An einer Kreuzung steht ein Stoppschild, es fehlten noch 20 Meter bis zu diesem, aber was bekam ich zu hören? Ein sehr aufgeregtes cuidado. Ich fühlte mich wie ein Fahranfänger, dem man erklären muss, wie man das Auto fährt und welche Gänge man wann benutzen muss. Am Valle de la Luna angekommen, mussten wir einen Berg erklimmen. Bei jedem Stein über den wir fallen könnten, mussten wir uns ein cuidado anhören. Irgendwann fingen wir an, die beiden zu ignorieren und beschlossen, sie nirgends mehr mit hinzunehmen. Jedenfalls kamen wir noch genau richtig zum Sonnenuntergang auf dem Berggipfel an. Sehr hoch war es nicht, aber der Blick über das Tal war traumhaft. Die Sonne verschwand in einer halben Minute vollständig hinter den Bergen. Die Berge um das Tal herum fingen an zu leuchten. Es war ein wunderschöner Sonnenuntergang und der beste Start in unser Abenteuer in der Atacamawüste. Ein Start mit sehr viel cuidado.

18.12.2015 - An diesem Tag wollten wir den Süden von San Pedro erkunden. Wir suchten uns auf unserer Karte mehrere Ziele heraus, die wir nacheinander abfuhren. Zuerst fuhren wir zu den Lagunas Cejar bzw Piedra, ein paar Salzseen 20 km südlich von San Pedro. Wir zahlten jeder 15 000 Peso Eintritt (ca. 20 €). Ein teurer Spaß, der es uns aber von Anfang an wert war. Laguna Piedra war nämlich nicht nur irgendein Salzsee. Dort war es uns erlaubt zu baden. Und er ließ uns durch seinen Salzgehalt an der Wasseroberfläche schweben. Wie im toten Meer. Wir konnten uns das beide kaum vorstellen und gingen nur sehr zaghaft ins Wasser. Komplett im Wasser hatten wir dann Schwierigkeiten, unsere Körperteile unter Wasser zu drücken, weil sie immer wieder an die Wasseroberfläche trieben. Das war schon ein tolles Gefühl und eigentlich hätten wir den ganzen Tag dort treibend im See verbringen können, aber wir mussten weiter. Wir wollten schließlich noch einiges von der Atacamawüste sehen. Das nächste Ziel war die Laguna Chaxa, 35 km südlich von San Pedro. Dort leben sehr viele Flamingos, die im See nach Nahrung suchten. Sie fressen kleine Krebstiere, die aussehen wie Urzeitkrebse. Ein wunderschönes Naturschauspiel. Von dort ging es weiter in Richtung eines noch aktiven Vulkans. Er hat eine Höhe von 5550 Meter und wir wollten sehen, wie nah wir an diesen herankamen. Aus dem Tal fuhren wir also nach oben in die Berge und immer weiter nach oben. Die Luft wurde schon dünn und bei mir machte sich schon etwas Schwindel und Druck im Kopf breit. Das waren wohl die ersten Anzeichen von Höhenkrankheit. Wir wissen nicht, wie hoch wir waren aber das war nicht unser höchstes Ziel unserer Reise. Wir erreichten Talabre noch auf asphaltierter Straße. Von dort ging es dann auf einer sehr sandigen, eher unbefestigten Piste weiter nach oben. Wir beschlossen, in Talabre kehrtzumachen und sind wieder zurück ins Tal gerollt. Der Ausblick von dort oben auf die Salzebene war einfach phänomenal. Als letztes besuchten wir noch das Valle de Jere. Wir fanden ein kleines grünes Flusstal vor, dass uns jeweils 1500 Peso Eintritt kostete. Allgemein musste man in der Atacamawüste an jeder Sehenswürdigkeit Eintritt bezahlen. Mal mehr und mal weniger. Da werden die Touristen ganz schön ausgenommen. Zum Abschluss des Tages hielten wir mitten auf der Ruta 23 und schauten uns den Sonnenuntergang von dort aus an.

19.12.2015 - Diesen Tag wollten wir etwas ruhiger angehen, weil wir am nächsten Tag 4 Uhr morgens zu den Geysiren El Tatio fahren wollten. Dafür wollten wir zeitig ins Bett gehen. Wir folgten an diesem Tag einen Insidertip von unserem Zeltplatznachbarn und fuhren durch ein schönes begrüntes Flusstal nördlich von San Pedro. Den Fluss mussten wir das ein oder andere mal mit dem Auto durchqueren. Brücken braucht man hier nicht so viele. Man fährt einfach mit seinem Pickup durch die Flüsse. In dem Flusstal ging ein Weg ab mit weiteren Sehenswürdigkeiten (z.B. eine Höhle und eine besondere Bücke). Der Weg führte direkt rein ins Bergmassiv. Er sah gut befestigt und eben aus, sodass wir uns mit unserer Susi hineintrauten. Schließlich gehörte dieser Weg auch zu unserem Geheimtipp. Der Weg führte hoch in die Berge und der anfängliche breite ebene Weg wurde zu einer engen löchrigen Piste hoch in die Berge. Als wir in das erste große Loch hineinrutschten, waren wir uns einig, dass wir drehen müssen. Die Sonne knallte und ein Feststecken in den Bergen wollten wir vermeiden, auch wenn wir genug Wasserreserven dabei hatten. Nur umdrehen auf einem schmalen Weg bergauf an einer Schlucht? Wie sollten wir das anstellen? Wir mussten also noch ein Stück weiter hoch und dort eine Stelle zum Drehen finden. Lisa leitete mich wie ein Profi durch das Labyrinth der Löcher im Boden (als normale Schlaglöcher konnte man diese irgendwann nicht mehr bezeichnen). Wir waren heilfroh, als wir eine Stelle zum Drehen gefunden haben, aber auch hier nur mit höchster Vorsicht, denn vor unserer Wendestelle befand sich natürlich auch ein großes Loch. Wir schafften es und verließen diesen Weg mit ein wenig Adrenalin. Beim Herabfahren kamen uns viele Fahrradfahrer entgegen. Wir würden vermutlich alle 10 Meter umkippen, wenn wir uns bei der Hitze und der Höhe auf ein Fahrrad setzen würden. Da waren wir wieder einmal froh über unser Auto mit Klimaanlage, das in keinem Loch feststeckte. Weiter ging es auf dem deutlich besseren Weg tiefer in das Flusstal hinein. Bis wir dann mal wieder den Fluss überqueren mussten. Diesmal war der Fluss deutlich tiefer und uneben. Ob wir da mit unserer Susi durchgekommen wären? Vermutlich nicht. Wir wollten es nicht riskieren, drehten um und fuhren zurück nach San Pedro. Trotz unserer Schwierigkeiten hat sich der Ausflug gelohnt. Grüne Flusstäler mitten in der Wüste sind schon ein Anblick wert. Nun fuhren wir zu unserem eigentlichen Ziel des Tages: Rio Grande. Es ist ein kleines Dorf mitten in einem tiefen Flusstal nördlich von San Pedro. Auch hier wollten wir noch weitere Orte besuchen. So zum Beispiel das Valle del Arcoíris (das Regenbogental). Bilder von diesem zeigten bunte Gesteinsformationen, aber auch dort mussten wir wieder an einem Fluss, den wir mit unserer Susi nicht überqueren konnten, kehrtmachen. Um nach Rio Grande zu gelangen, fuhren wir zunächst an einer Felsformation hoch, durch kurvige Straßen mit einer sehr steilen Schlucht in das Tal. Von oben ging es auf der anderen Seite des Berges ins Flusstal von Rio Grande nach unten. Bei solchen Schlüchten muss ich mit meiner Höhenangst aufpassen, nicht in Panik auszubrechen, aber dieses Jahr bietet mir immer wieder die Konfrontation mit meinen Ängsten. Das kann man schon als Schocktherapie bezeichnen. In Rio Grande durften wir nicht weiterfahren, denn die Zufahrt war nur für Pickups gestattet. So drehten wir wieder und fuhren unseren lieb gewonnenen Weg an der Schlucht wieder zurück und machten uns auf den Weg zurück nach San Pedro. Auch wenn wir überall wieder umdrehen mussten, haben wir eine unbeschreiblich schöne Wüsten- und Berglandschaft mitnehmen können.

Zurück in San Pedro wollten wir durch das Zentrum schlendern. San Pedro ist schon ein ziemlich großes Dorf, in dem der Tourismus schon gehörig seine Spuren hinterlassen hat. Wir lasen, dass es dort rund 90 Hotels/Hostels gäbe. Überall sind Reisebüros, die Busreisen zu den Sehenswürdigeiten anbieten. Restaurants und kleine Tourilädchen reihen sich aneinander und das alles in den engen Gassen und zwischen den tollen alten Lehmhäusern San Pedros. Das ist schon ein krasser Kontrast. Überall tummeln sich Touristen und besetzen so das Herz der Atacamawüste. Als wir eine große Markthalle entdeckten, konnten wir natürlich wieder nicht wiederstehen. Wir kauften kleine Taschen, einen Hut, eine Gürteltasche und unsere ersten Coca-Blätter. Auch wenn uns jeder vor Zahnausfall durch Coca-Blätter warnt, brauchen wir dieses Wundermittel gegen die Höhenkrankheit. Die Inhaltsstoffe bewirken nämlich unter anderem eine verbesserte Sauerstoffaufnahme, sodass uns in der Höhe nicht die Luft wegbleibt. Und das macht schon einiges aus. Vor unserem Stadtbummel suchten wir die Tankstelle San Pedros, denn wir hatten nur noch für knapp 175 km Sprit. Zu unserem Pech gab es aber nur noch Diesel. Der Rest war ausverkauft. Der Tankstellenwart versicherte uns aber, dass 24 Uhr neues Benzin geliefert werde. Das reichte uns aus, denn wir wollten frühs um vier zu den Geysiren fahren. Dafür hätten unsere 175 Restkilometer nicht mehr gereicht.

20.12.2015 - Die Wecker klingelten drei Uhr, sodass wir nach einer Schlummerphase gegen vier Uhr zu den Geysiren aufbrechen konnten. Schlafen konnten wir kaum. Davon hielten uns schallende Lautsprecher auf einem Rummel in San Perdo an. Wir mussten so früh los, weil die Geysire in den Morgenstunden bei Sonnenaufgang am aktivsten sein sollen. Einzig allein das fehlende Benzin konnte uns aufhalten. Und es hat uns aufgehalten, denn die Tankstelle wurde nicht neu beliefert. Ein bisschen perplex und übermüdet standen wir nun da auf der Suche nach einem Alternativplan. Der Plan war, nicht wieder ins Zelt zu gehen und weiterzuschlafen. Wir fuhren mitten in der Nacht in die 100 km entfernte Stadt Calama. Hier konnten wir tanken und zurück nach San Pedro fahren. Zu den Geysiren hätten wir es nicht mehr rechtzeitig geschafft, also beschlossen wir, die Tagespläne zu tauschen und auch die nächste Nacht um vier Uhr aufbruchbereit im Auto zu sitzen. Statt zu den Geysiren sind wir dann nochmal ca 120 km östlich von San Pedro gefahren, um uns noch einige Salzseen mit Flamingos anzusehen. Auf allen Routen sahen wir übrigens immer wieder Alpacas, Guanacos und Vicuñas. Vicuñas sind kleine zierliche rehähnliche Tiere und unendlich süß. Auch Kakteen gab es natürlich überall zu sehen. Auch die vereinzelten Büsche stachelten wie Kakteen. Diese Route führte uns bis an die Grenze nach Argentinien (Salta) und es gab reichlich LKW-Verkehr. Wir mussten allerdings aufpassen, dass wir uns noch genug Sprit im Tank lassen, damit wir definitiv die Geysir-Tour antreten können. Zurück in San Pedro suchten wir erneut die Tankstelle auf, aber nach wie vor gab es kein Benzin für uns. Unsere Tankanzeige zeigte uns noch ca. 350 verbleibende Kilometer an. Das dürfte reichen für die knapp 100 km bergauf. Extrawege waren aber nicht mehr drin. Da wir nicht mit leerem Tank in San Pedro feststecken wollten, planten wir, nach den Geysiren einen 140 km langen Gebirgsweg direkt nach Calama zu nehmen, in der Hoffnung, dass der Tank reicht. Der Verbrauch auf den Bergstrecken ist ja nochmal um einiges größer. Aber wir hatten nicht wirklich eine andere Wahl und wir mussten es riskieren.

21.12.2015 - Tag der Geysire. Heute konnte uns nicht mehr viel abhalten, den Geysiren El Tatio einen Besuch abzustatten. In der Information sagte man uns, dass wir 1 1/2 Stunden für den Weg brauchen und deshalb gegen fünf Uhr losfahren sollen. Da wir keinen Pickup hatten, planten wir natürlich mehr Zeit ein und fuhren schon um vier Uhr los (und konnten einen wahnsinig schönen Sternenhimmel betrachten man sah sogar die Milchstraße. In der Atacamawüste ist eine sehr geringe Lichtverschmutzung und der Nachthimmel meist wolkenlos, daher ist es einer der besten Beobachtungsstellen der Welt). Auch an diesem Tag besuchten wir wieder die Tankstelle nachts um vier Uhr. Auch diesmal hatte sie kein Benzin für uns. Auf Nachfrage, wann es denn endlich wieder was gäbe, würgte er uns mit einem Scherz "noch 2 Wochen" ab. Uns war nur nicht zum Scherzen zumute. Wir wollten uns nicht ausmalen, wieviele Tage wir in San Pedro hätten festhängen können, wenn wir es nicht mehr bis Calama geschafft hätten. So fuhren wir also mit einer Tankfüllung, die gerade so reichen müsste, zu den Geysiren. Mal wieder ging es die Berge hoch in den Norden San Pedros auf ca. 4300 Meter. Der Weg war wieder ausschließlich eine sandige Kiespiste und von Schlaglöchern überseht. Schneller als 20 bis 30 km/h konnten wir nicht fahren. Die größte Aktivität der Geysire sollte dort gegen 6:30 Uhr sein und wir hatten arge Probleme und Bedenken, dies rechtzeitig zu schaffen. Weit und breit sahen wir lange niemanden. Gegen 6 Uhr rauschte aber ein Touribus nach dem anderen an uns vorbei. Wir begriffen nicht, wie sie solche Pisten so schnell fahren können und waren froh, selber das Steuer in der Hand zu haben. Pünktlich um 6:30 waren wir vor Ort. Wir zahlten jeder 5000 Peso Eintritt und sahen noch, wie die Geysire immer aktiver wurden. Wir standen mit sehr vielen anderen Touristen in einem Meer aus Dampf, der aus der Erde kam. An diesen Stellen hörte man das Wasser kochen und rauschen. Wo das heiße Wasser nicht ausgetreten ist, befanden sich gefrorene Wasserpfützen. Dieser Kontrast aus Hitze und Kälte war faszinierend und ein schöner Abschluss unseres Atacamawüstenabenteuers. Nach diesem Erlebnis mussten wir es nur noch nach Calama zum Tanken schaffen. Unser Tank hat bei der Bergfahrt nach oben schon ganz schön gelitten. Als dann auch noch die Strecke nach Calama weiterhin sehr bergig blieb, kämpften wir gefühlt um jeden Tropfen Benzin in unserem Tank. Dank Lisas Berg-ab-Rolltechnik und einer plötzlich auftauchenden frisch geteerten Straße, haben wir es auch bis nach Calama geschafft und hatten sogar noch gut 50 km über. Der Verkehr in Calama war diesmal schrecklich. Die Straßen waren voll und jeder machte, was er wollte. Da waren wir froh, als wir dem Getümmel mit vollem Tank entfliehen konnten. Kurz vor San Pedro besuchten wir noch schnell das Valle de la Muerte (es sollte theoretisch 1500 Peso pro Person kosten, aber es war niemand da, dem wir Geld geben konnten). Hier fuhren wir wieder durch wunderschöne Felsformationen und erreichten einen riesigen Sandhügel. Diesen wollten wir natürlich noch zu Fuß erklimmen. Bergab hat uns nur noch ein Sandboard gefehlt, dann wäre der Spaß perfekt gewesen.

22.12.2015 - Nach einer abenteuerreichen Woche, machten wir uns frühs um 10 Uhr auf den Rückweg nach Antofagasta. Auf dem Weg kreuzten wir den südlichen Wendekreis. Und das am 22. Dezember zur Wintersonnenwende (oder hier wohl eher Sommersonnenwende). Die Sonne steht zur Zeit senkrecht über uns! Das Auto gaben wir ziemlich dreckig wieder ab und fuhren dann mit einem Bus zum Terminal. Entgegen den Aussagen der Taxifahrer fuhren nämlich tatsächlich Busse. Aber wir glaubten denen ja eh kein Wort. Hier warteten wir noch zwei Stunden auf unseren Bus nach Arica.

Mit abenteuerlichen Grüßen und viel cuidado, Caro