Perros

22.10.2015 23:42

 

Es ist schon ein bisschen her seit dem letzten Blogeintrag über die Geschehnisse in Mendoza. Aber hier ist auch nicht mehr so viel passiert. Denn wir begaben uns lieber auf Reisen. Dazu folgt zeitnah ein neuer Reiseblog in "Reisen in Südamerika". Von Mendoza sind lediglich drei Sachen erwähnenswert:

1. Wir haben seit 1 1/2 Wochen eine neue Mitbewohnerin. Unsere Brasilianerinnen wollten nicht mehr allein "so viel" Miete zahlen und sich ein Zimmer teilen. Ich möchte nochmals betonen, dass wir nach offiziellem Kurs umgerechnet 160€ Miete warm für einen großes möbliertes Haus bezahlen (nach unserem Kurs über den Azimo-Geldtransfer sind es knapp 100 €). Aber auch 160 € empfinden wir als nicht so viel. Nun gut, womöglich finden die Brasilianerinnen diese Miete als sehr teuer. Aber für uns ist das eine der wenigen billigen Angelegenheiten in Argentinien. Jedenfalls bezahlen die beiden jetzt nur noch jeweils 1200 Pesos für die Miete pro Monat, müssen sich aber von nun an das Zimmer teilen. Das ist hier jedoch üblich und in Brasilien vielleicht auch? Wer weiß das schon. Und nun könnt ihr dreimal raten, welche Nationalität unsere neue Mitbewohnerin hat. Ihr werdet bestimmt nur einen Versuch benötigen. Natürlich! Sie kommt auch aus Brasilien :D Die Brasilianifizierung schreitet voran. Aber es ist eine super ruhige total liebe neue Mitbewohnerin. Und Lisa und sie kannten sich bereits, denn sie nehmen am selben Spansichkurs teil. Viel bemerkt haben wir von ihrem Wohnverhalten jedoch noch nicht, denn wir waren zwei Tage später bereits auf dem Weg in einen einwöchigen Urlaub.

2. Am Wochenende vor der Reise haben wir es etwas gemütlicher und ruhiger gehalten. Am Sonntag wollten wir mit drei verschiedenen Freunden (Freunden, die sich untereinander noch garnicht kennen/kannten) zusammen wandern gehen. Einer sagte wieder ab, da er Spontanbesuch von seiner Familie bekommen hat. Da waren wir also nur noch zu viert. Lisa, ich, eine Chile-Andrea und Juan (unser Retter von dem gefährlichen Viertel). Aufgrund von schlechtem Wetter in den Bergen sagten wir das Wandern ab. Stattdessen gingen wir in den Carrefour (ein hier sehr verbreiteter Supermarkt) und kauften für ein leckeres Mittagessen ein. Es gab Curry. Nach anfänglicher Verwunderung, dass wir Ananas mit ins Essen schneiden, waren die beiden schnell sehr begeistert. Gekocht haben wir übrigens in unserem Haus. Vielleicht haben wir mittags die Brasilianerinnen noch ein wenig beim Schlafen gestört, aber wir können ja nichts dafür, dass sie am Wochenende nur in der Nacht von Party leben. Wir haben uns davon nicht beirren lassen und waren hinterher kugelrund. So lecker haben wir lange nicht mehr gegessen.

Anmerkung von Lisa: Nach dem Mittag "erlernte" ich eine weitere argentinische Tradition.  Die Zubereitung eines Mates im Auto während der Fahrt. Also Kraut einfüllen, Staub rausschütteln, den Staub durch das offene Fenster von der Hand pusten, vorsichtig heißes Wasser an der Seite einfüllen und dann geht der Mate die übliche Runde. Klingt einfach, aber man sollte wissen, wann gebremst oder angefahren wird, damit man kein heißes Wasser im Schoß hat. Aber bis auf ein paar Krümel im Auto von Juan ging es doch recht gut und laut Juan ist das eines der wichtigsten Fähigkeiten, die eine angehende Argentinierin können muss :D

3. Am Montag Nachmittag nach dem großen Essen schlug das Wetter plötzlich um. Es gab Sonne satt. Sobald die Sonne rauskommt, herrschen hier plötzlich sehr warme Temperaturen. So schnell funktioniert das in Deutschland nicht. Wir kontaktierten Andrea, weil wir dieses Wetter (trotz eingetretenem Nachmittag) unbedingt noch zum Spazieren gehen/Wandern nutzen wollten. Sie sagte sofort zu und wir verabredeten uns 15 Uhr im Zentrum der Stadt. Von da aus wollten wir an den Stadtrand fahren, wo sich der Cerro Arco befindet (ein großer Berg mit grandioser Aussicht über Mendoza). Wir warteten bis 16 Uhr auf Andrea und dann konnten wir los. Wir hatten noch gut vier Stunden bis zum Dunkelwerden. An der Unpünktlichkeit war Andrea nicht schuld, denn sie musste eine Stunde auf den Bus ins Zentrum warten. Wann und ob die Busse kommen, weiß man eben nie so genau. An diesem Tag lag das Fehlen des regelmäßigen Busverkehrs wohl an dem Feiertag. Was das für ein Feiertag war, wissen wir selber nicht so genau :) Glück hatten wir dann aber mit dem Bus zum Fuße des Cerro Arcos, denn der kam zeitnah. So standen wir also 17 Uhr vor dem Aufstieg zum Cerro Arco und der Busfahrer sagte uns 1 1/2 Stunden für den Aufstieg voraus. Perfekt für uns. Das hätten wir also noch vor Sonnenuntergang schaffen können. Lisa und ich bemerkten sehr schnell, dass die Kondition von Andrea nicht die beste ist und schlugen schnell ein langsameres Tempo ein. Aber wir nahmen uns vor, definitiv zur ersten Aussicht zu kommen. Das schafften wir auch. Eine traumhafte Sicht von Mendoza bei perfektem Wetter. Eine Viertel Stunde Aussicht musste reichen, denn die Sonne zog hinter die Berge. Wir schafften es im Hellen an den Fuß des Berges und mussten noch gut eine halbe Stunde in der Dämmerung zur Hauptstraße wandern. An dieser fuhr dann der Bus zurück in das Zentrum. Ein wunderschöner Tag ging so zu Ende.

Wer mit der Überschrift bisher noch nichts anfangen konnte, bekommt nun die Antwort. Ich möchte diesen Blogeintrag nutzen, um über die Hunde (Perros) Mendozas sowie über die Hunde, die uns auf unseren Reisen begegneten, berichten. Wer mich kennt, weiß, dass ich ein sehr großer Hundeliebhaber bin. Es ist schon sehr oft ziemlich traurig, in die traurigen Augen der Straßenhunde zu schauen. Solchen Blicken hält man nicht lange stand. Alle sind immer auf der Suche nach etwas Essbaren und machen auch vor dem Hausmüll auf der Straße keinen Halt. Erst gestern wieder hat uns ein Hund zum Haus begleitet und hatte die traurigsten Hundeaugen, die ich je gesehen habe. Dieser Hund mochte das Straßenleben definitiv nicht und wünscht sich menschliche Zuneigung und regelmäßiges Futter. Leider hatte keiner von uns etwas fleischiges, wurstiges für ihn. Mit ins Haus nehmen konnten wir ihn ja auch nicht. Man sieht den Hunden ihre verborgenen Krankheiten nicht wirklich an. Jeder hat Flöhe und teilweise unzählige Zecken. Sie trinken das dreckige Kanalwasser, was ja nur so nach Krankheiten schreit. Keine guten Voraussetzungen, um die Hunde mit Streicheleinheiten zu verwöhnen.

Die Hunde auf der Straße leben hier entweder allein oder gehen in Gruppen umher. Drei Häuser weiter leben in einem verlassenen Haus drei Hunde unterschiedlichster Rassen und Größen harmonisch zusammen. Alle Hunde scheinen ihr Revier zu haben, aus dem revierfremde Hunde verjagt werden. Das kann es mitunter schon etwas lauter zugehen. Aber ich habe hier noch keinen Hund gesehen, der in irgendeiner Weise agressiv zu Menschen ist. 50 % der Leute hier schenken den Hunden auch absolut keine Beachtung. In dem Moment, wo du ihnen Beachtung schenkst, wedeln sie freudig mit ihrem Schwanz und begrüßen dich sehr herzlich. Dann kommt der Bettelblick, denn diese Hunde sind darauf angewiesen, dass sie liebe Leute mit Futter finden. Ziemlich oft begleiten dich die Hunde ein Stück deines Weges. Faszinierend dabei ist, dass sie ultra intelligent sind, was das Straßen überqueren angeht. Tagsüber, bei viel Verkehr, halten sich die Hunde immer an die Menschen. Stehen diese an den Übergängen, dann bleiben sie auch stehen. Gehen sie los, laufen die Hunde dicht neben/hinter den Leuten über die Straße. Ich versuche mittlerweile regelmäßig Würstchen dabei zu haben oder zumindest im Kühlschrank zu lagern, damit ich dem ein oder anderen Hund etwas Gutes tun kann.

Aber es gibt wohl hier auch Organisationen und bestimmt auch viele Anwohner, die sich um die Straßenhunde kümmern. Uns ist noch kein Hund begegnet, der völlig abgemagert war. Dementsprechend werden sie wohl genug essen finden/bekommen. 50 % der Straßenhunde sind auch mit Hals- und Flohhalsbändern ausgestattet. Das ist für mich ein Zeichen, dass es doch Leute gibt, die die Hunde umsorgen.

In der Facultad de Agrarias gibt es auch drei Hunde. Einer davon ist ein stattlicher Schäferhund, der dort wohl das Sagen hat. Dieser Hund ist ultra schlau und müsste sich mit Weinanbau ziemlich gut auskennen. Denn er nimmt regelmäßig mit an unseren Vorlesungen in Viticultura teil. Das ist der Wahnsinn. Die Hunde werden sogar im Fakultätsgebäude geduldet, was mich sehr glücklich macht. Die Fakultätshunde bekommen auch die Reste des Mittagsangebotes der Cafeteria. Ich denke, dass es diesen Hunden ziemlich gut geht. Sie können machen was sie wollen. Sie sind ausgeglichen und bekommen regelmäßig ihr Essen. Das ist ein schönes Hundeleben.

Mein Resümee zu den Straßenhunden. 50 % der Hunde sollte man von der Straße holen und ein Heim und Zuneigung schenken. 50 % leben aber so genau richtig und sollten nicht in die Häuser "gesperrt" werden. Es hängt eben wieder alles vom Charakter des Hundes ab.

Bis die Tage, Caro